Im Musikunterricht haben wir uns über mehrere Jahre mit der Musikgeschichte befasst. Dabei haben wir unterschiedlichste Epochen angeschaut. Darunter auch die Wiener Klassik. Die Wiener Klassik war eine musikalische Epoche von etwa 1770-1827. Zu dieser Zeit herrschte Kaiser Joseph II über das Habsburger Reich. Wien als die Hauptstadt davon entwickelte sich bald zum musikalischen Zentrum dieser Zeit. Das auch weil der Kaiser die Musik stark förderte. So zogen viele bekannte Komponisten nach Wien um dort zu studieren oder ihre musikalische Karriere voran zu treiben.
Der Musikstil der Wiener Klassik zeichnet sich durch eine ausgewogene und strenge Formstruktur aus. Die Musik war geprägt von homophoner Satztechnik, also einer klaren Melodieführung mit harmonischer Begleitung. Die Sonatenhauptsatzform, ein weiteres typisches Element, wurde vor allem in Sinfonien und Sonaten verwendet. Komponisten legten grossen Wert auf motivisch-thematische Arbeit, ein wichtiger Teil der Sonatensatzform. Das bedeutet, dass sie aus einfachen musikalischen Ideen grosse Werke entwickelten. Dynamik und Kontraste spielten eine wichtige Rolle, ebenso wie die Abkehr vom alten Generalbass, aus dem Barock, zugunsten ausnotierter Begleitungen.
Die Entwicklung wurde durch die gesellschaftlichen Umstände vorangetrieben: Die Ideen der Aufklärung verbreiteten sich, und die Betonung lag auf Vernunft, Natur und Empfindung. Öffentliche Konzerte gewannen zunehmend an Beliebtheit, und auch das Bürgertum begann, Musik verstärkt zu geniessen und zu fördern. Neben höfischer Musik existierten Kirchenmusik, Volksmusik und private Hauskonzerte nebeneinander. Die adligen Mäzene, allen voran Familien wie die Esterházys, unterstützten viele Komponisten finanziell und trugen so zur Schaffung eines reichen kulturellen Umfelds bei.
Die Wiener Klassik wird massgeblich von drei Komponisten geprägt: Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Haydn, oft als "Vater der Sinfonie" und "Vater des Streichquartetts" bezeichnet, arbeitete lange am Hof der Esterházys und war für seine innovative Formgestaltung bekannt. Mozart zeigte schon in jungen Jahren eine aussergewöhnliche musikalische Begabung und schuf Meisterwerke in allen Gattungen, von der Oper bis zur Kammermusik. Beethoven wiederum setzte die musikalischen Entwicklungen seiner Vorgänger fort und bereitete den Weg für die Romantik. Trotz seiner Taubheit komponierte er Werke von unvergleichlicher emotionaler Tiefe und Kraft.
Obwohl die Wiener Klassik vor allem mit männlichen Komponisten wie Haydn, Mozart und Beethoven assoziiert wird, spielten auch Frauen eine bedeutende Rolle – wenn auch oft im Hintergrund. Sie haben das musikalische Leben massgeblich als Interpretinnen, Lehrerinnen und Förderinnen geprägt.
In bürgerlichen und adligen Kreisen war das Klavierspielen ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung junger Frauen. Viele von ihnen traten in privaten Salons auf, die als bedeutende Orte des musikalischen Austauschs galten. In diesem Rahmen wurden nicht nur Werke bedeutender Komponisten aufgeführt, sondern auch eigene unbekannte Kompositionen präsentiert. Allerdings erfuhren diese meist keine öffentliche Anerkennung.
Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Marianna von Martines. Sie genoss hohes Ansehen als Cembalistin und Komponistin in Wien. Ihre Werke wurden in ihrem eigenen Salon aufgeführt, wo sie auch Kontakt zu bekannten Musikern wie Joseph Haydn pflegte. Trotz ihres Talents war es ihr – wie vielen anderen Frauen – nicht möglich, eine professionelle Musikerkarriere zu verfolgen.
Gesellschaftliche Normen schränkten die Möglichkeiten für Frauen wie Marianna stark ein. In der Regel waren Möglichkeiten, Kompositionen und öffentliche Auftritte betrafen, Männern vorbehalten. Die musikalischen Leistungen von Frauen wurden fast ausschliesslich im privaten Raum erbracht und gerieten oft in Vergessenheit.
Dennoch haben sie wichtige Grundlagen für spätere Generationen geschaffen. Erst im 19. und 20. Jahrhundert begann eine stärkere Präsenz von Frauen in der Musikszene, eine Entwicklung, die bis heute anhält.