Das im unserem Deutschunterricht zuletzt bearbeitete Buch war Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin und somit nahmen wir auch die literarische Moderne durch. In diesem Blogeintrag möchte ich mehr auf die Schreibweise dieser Moderne eingehen.
Es gibt fünf zentrale Faktoren, die die Schreibweise einer literarischen Epoche ausmachen:
Figurengestaltung
Gestaltung des Erzählers
Wirklichkeitsgestaltung
Sprache
Wirkungsabsicht
Ich möchte hier vor allem auf die Gestaltung der Figuren eingehen.
In der literarischen Moderne verlieren die Figuren inkl. Hauptfigur ihre feste, gesicherte Persönlichkeit und Identität. Persönlichkeit und Identität der Figuren verändern sich im Verlauf der Geschichte und weisen sogar die dazu Tendenzen auf Persönlichkeit und Identität zu verlieren.
Die Hauptfigur ist kein literarischer Held mehr, die Geschichte und Welt dreht sich nicht mehr um die Hauptfigur, sondern die Hauptfigur bewegt sich in der Welt und somit in der Geschichte. Sie hat keinen festen Charakter, wird von ihrem Umfeld und Umgebung definiert und verändert. Die Charaktergestaltung wirkt dadurch nicht mehr so künstlich, erfunden und geschrieben, sondern kommt viel näher and die Komplexität von echten Personen.
Die folgende Kurzgeschichte ist geschrieben wie Berlin Alexanderplatz und somit wie viele Werke der literarischen Moderne. Die Inspiration für diese Kurzgeschichte ist meine erste Autofahrt, welche kürzlich stattgefunden hat.h
Samstag, Bern Schweiz. Kaufdorf 11:34. Elektrisches Türschloss öffnet sich - Tür auf, Tür zu - Elektrisches Türschloss schliesst sich. Elektrisches Türschloss öffnet sich - Lehrfahrausweis vergessen - Elektrisches Türschloss schliesst sich. Die Autolichter blinken, Seitenspiegel fahren aus – Tür auf, Tür zu – Wir fahren zu einer kleinen Strasse in Mitte des Tals. Tür auf, Tür zu – Ich sitze auf dem Fahrersitz, komisches Gefühl. Sitz zurück, Kopfstütze hoch, Rückenlehne runter. Von rechts: «Bereit? Du muesch uf d Kupplig drücke, när hie.» Motor springt an. «Itze langsam chli uf ds Gas und d Kupplig löse.» Ich befolge die Befehle. Motor würgt ab. Neuer Versuch, Motor würgt ab. Nochmals, Nochmals. Es ruckelt, das Auto bewegt sich, es ruckelt nicht mehr. Ich freue mich. 15 km/h; 2000 U/min. Strassenende nähert sich. «Mir gö de links. Aso muesch blinke» «Ufe odr abe?» «Abe. Itz Kupplig drücke und liecht brämsä.» Wir wurden aus dem Sitz geschossen «Chli fiin.» Ich blinke links – Links ist die grosse Strasse, sicher nicht links wir gehen Richtung Dorf; nach rechts – Wir stehen still, bisschen aufs Gas, Kupplung lösen. Steuern. «Ah wedä nach rächts geisch muesch abr o rächts blinke.» «Ou haha, i ha nid überleit.» Nach 100 Meter, ich soll auf einem Parkplatz wenden. Also, bremsen, blinken, steuern, anfahren. Erfolgreich gedreht. Nun wieder blinken und einspuren. Wir fahren zurück auf die kleine Strasse. Alles zurück bis zur Kläranlage. Dort wenden. Also ausholen, einsteuern, es reicht nicht. In den Leergang und an der kleinen Neigung Rückwärtsrollen lassen. Dann wieder steuern und anfahren. Wenn es dann so leicht wäre, diese minimste Steigung macht mich panisch. Der Zaun hinten kommt immer näher, langsam aber trotzdem immer näher. Nervöse Hand geht Richtung Handbremse. Einkuppeln, schnell Einkuppeln, bisschen aufs Gas. Es rüttelt. Motor abgewürgt, schnell auf die Bremse. Neuer Versuch, selbes Ergebnis. Nochmal, nochmal und nochmal. Wie viele Versuche, keine Ahnung – Tür auf, Tür zu – erster Versuch, es klappt. Was sonst, 35 Jahre Erfahrung bringen ja wohl etwas – Tür auf, Tür zu – Wieder sitze ich hinter dem Steuer. Nun ist es Flach, erster Versuch, es klappt. Ich freue mich, jetzt das erste Mal hochschalten. Kuppeln, vom Gas, 2. Gang, aufs Gas, Kuppeln. Es hat geklappt. Ich freue mich. Die Abzweigung kommt wieder, «Dismau gömer links isch guet?» «Ja.» Also links blinken, kuppeln, bremsen (Windschutzscheibe fast von Köpfen zerschlagen), 1. Gang, einkuppeln, links abbiegen – Problem Links-Rechtsschwäche behoben – Wir fahren Richtung grosse Strasse. Vorher umdrehen, «Auso chasch hie links ufem Parkplatz cherä.», zu weit gefahren. An der Neigung das Rückwärtsrollen versuchen, nervöse Hand an der Handbremse, es klappt nicht, wieder und wieder nicht, mehrmals muss die Handbremse möglichst schnell gezogen werden. Nun kommt noch ein Auto, ich bin nervös, noch ein Versuch. Wieder die Handbremse – Tür auf, Tür zu – Es scheint so einfach zu sein – Tür auf, Tür zu – Losfahren, kein Problem. In den nächsten zwanzig Minuten mehrmals noch – Tür auf, Tür zu – schliesslich steht das Auto wieder in der Garage. Elektrisches Türschloss öffnet sich – Tür auf, Tür zu – Elektrisches Türschloss schliesst sich. 12:47 alles noch heil, es ist vorbei.